- Der Begriff
STOCKUHR
oder auch STUTZUHR
ist
eine Bezeichnung für eine im Verhältnis zu den Bodenstanduhren
kurze und scheinbar gestutzte Standuhr.
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- Im 16.
u.17. Jahrhundert auch STÖTZER
genannt. Sie wurden auf Tische, Kommoden, Kaminen usw. gestellt.
- In Österreich hat sich heutzutage dafür auch der Begriff Kommodenuhr
eingebürgert.
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- So werden
diese Begriffe also als Synonym gebraucht. Der Begriff STOCKUHR
bezeichnet meist eine Uhr aus dem süddeutschen Raum oder aus
Österreich ab 1815.
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Hier
wird also eine Stockuhr in Form einer Portaluhr vorgestellt.
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- Die hier
abgebildete PORTALUHR besteht aus einem schwarz
gebeizten Holzsockel
aus Weichholz.
- Beide
Säulen bestehen aus Alabaster.
Gesamthöhe 70 cm. Breite 36 cm.
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Alabaster ist eine sehr häufig vorkommende mikrokristalline
Variante des Minerals Gips.
- Chemisch handelt es sich
um ein Calciumsulfat. Alabaster hat nur optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit
Marmor. Seine Farbe kann je nach Fundort weiß, hellgelb, rötlich, braun oder
grau sein.
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- Die Kapitelle
auf den Säulen sind aus Holz gefertigt.
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- Im Sockel
und im Oberteil befinden sich kolorierte Holzstiche mit Darstellungen
von kleinen Städten.
- Im Oberteil
- links und rechts - hinter Glas künstlich nachgebildete Pflanzen.
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- Auch in
England
waren
Stockuhren als sog. Bracket-Clocks
sehr verbreitet.
Die früheste in Frankreich gebaute
Stockuhr ist die Religieuse.
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- Stockuhren
hatten oft eine einfache Bauform (Holzkästen), dagegen sind
Stutzuhren eher in der Form elegant und aufwendiger gearbeitet.
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- Diese Stockuhrwerke
wurden in kleinen Sonderbetrieben in Wien hergestellt und in
großen Mengen nach dem Osten - Polen, Ungarn, Balkan - exportiert.
Dort lokal zusammengebaut und auch - meist am Zifferblatt
- signiert.
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- Automatenfiguren
wie Schleifer und Schmiede, Glockenschläger und andere sind beliebte Attribute.
- Es gibt viele verschiedene Ausführungen
dieser Uhrentype.
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- In viele
dieser Stockuhren - besonders bei Portaluhren
- wurde im unteren Sockel eine Walzen-Spieldose
(Spieluhr) eingebaut. Die spielte ihre bezaubernde Melodie z.B.
nach jeder vollen Stunde ab.
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- Das Wiener
Stockuhrwerk war im süddeutschen
Raum und Österreich
zwischen 1820 - 1850 üblich, und hatte eine Gangdauer
von ca. 40 Stunden. Fast
immer ist - wie auch bei der hier gezeigten Uhr - ein sog. voller
Viertelstunden-Repetierschlag auf 2 verschieden klingenden TONFEDERN
vorgesehen.
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- Durch Ziehen
der Repetierschnur - am Gehäuse rechts - konnte z.B. im dunkeln
die Zeit auf eine viertel Stunde genau akustisch geschlagen
werden.
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- Das Schlagwerk
ist ein sog. Rechenschlagwerk.
- Im Gegensatz zu den typisch französischen Pendulenwerken
mit ihrer Schlagwerksteuerung über eine Schlossscheibe, können
die Zeiger hier problemlos
auf die neue Zeit - nach evt. stehen bleiben des Uhrwerks -
gestellt werden. Die richtige Schlagfolge
synchronisiert sich hier automatisch.
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- Funktion eines
Rechenschlagwerks
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- Diese Werke
sind unter dem Namen
"Wiener Stockuhrwerke"
allgemein bekannt. Es sind dauerhafte, lebendige Uhrwerke, welche
bei sachgemäßer Instandsetzung die damit ausgestatteten Uhren
zu freundlichen Zimmergenossen machen. Fotos etwas weiter
unten....
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- Das Zifferblatt
besteht aus Kupfer mit einer Emailschicht, röm. Ziffern und
gebläuten Stahlzeigern.
- Die Uhrwerksplatinen
sind meist viereckig
mit abgeschrägten Ecken.
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- Als Hemmung
ist eine Hakenhemmung - auch Ankerhemmung oder Clementhemmung
genannt - eingebaut.
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- Das sehr
leichte Messing-Zierpendel
ist fadenaufgehängt,
dieser Faden kann durch verdrehen einer Vierkant-welle über
der "12" in der Länge verändert werden.
- Dadurch
wird auch die aktive Pendellänge beeinflusst, und damit das
Uhrwerk schneller
od. langsamer gestellt.
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- Die Phantasie
der Gehäusemacher hat sich bei den Österreichischen Portaluhren
nach allen Richtungen ausgelebt. Einfache, strenge Aufbauten
nach den französischen Vorbildern, wechseln mit einreihigen
Säulenkolonnaden vor Spiegelhintergründen ab. Beispiel siehe
hier --->
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- Bald hängt
der Uhrkörper nach unten, bald thront er über den Säulen wie
bei einem barocken Klosterportal.
- Einfache gebeizte Hölzer und
kostbare Maserhölzer, Alabaster, Marmor und Bronze werden an
den verschiedensten Plätzen verwendet, nicht selten sind Aquarellminiaturen
zu finden.
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- Neben diesen
schon standardisierten Stockuhrwerken haben die Wiener Meister
in der ersten Hälfte des
- 19. Jahrhunderts auch nicht selten
Einzelwerke hergestellt.
- Diese sind
nicht wie üblich viereckig, sondern meist auf runden
Platinen
aufgebaut und vielfach von hervorragender Handwerksarbeit.
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- Dabei finden
sich eigenwillige Kalendersysteme, kunstvolle Skelettwerke (durchbrochene
Platinen) und hier und da sogar kurze Gewichtsantriebe an Stelle
der Federn. Diese Meisterwerke haben meist 8 Tage Gangdauer,
statt nur 40 Stunden wie bei den einfachen Werken.
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- Beispiel
eines typischen viereckigen Viertelschlag
Uhrwerks
- für
Wiener Portaluhren bzw. Empire Kommodenuhren
um 1820-30
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auf die Fotos zum Vergrößern
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- Foto
links oben:
- Ansicht
der Vorderplatine vor der Restaurierung
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- Foto
links unten:
- Ansicht
der Vorderplatine nach der Restaurierung
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- Foto
unten:
- Kompl.
demontiert
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- Ansicht
der Vorderplatine
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- Mit
Kadraktur für Vierviertelschlagauslösung
- Kadraktur = Die Gesamtheit der meist
vor dem Werk angebrachten Teile eines Schlag-, Repetier-,
Spiel- oder Automatenwerkes.
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- Viertelstiege
starr, Stundenstiege springend gekuppelt.
- Rückhalt
für Spielwerksauslösung, so daß letzteres genau
nach dem Ende des Stundenschlagens nach der ganzen
Stunde einsetzt.
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- Der
kurze, rechts oben herausstehende, durchbohrte Hebel
dient zum Einhängen einer Schnur, an der man zieht,
um das Werk nachschlagen zu lassen.
- Der
eigenartige Anker des Wiener Stockuhrganges nur
teilweise sichtbar.
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- Ansicht
der Rückseite
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- Man
beachte die Konsole für die Pendelbefestigung mit
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- Seidenfadenschlaufe
und Lagerträger für die durchgehende Welle, um
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- Schlaufenlänge
durch Auf- oder Abwickeln zu verändern.
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