- Die
Polyphon-Musikwerke A.G. in Wahren bei Leipzig haben eine
auserlesene Collektion ihrer Fabrikate ausgestellt.
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- Die Gesellschaft ist 1890 gegründet
und beschäftigt bereits 800 Arbeiter; die
Jahresproduktion beläuft sich auf
- 40 000 Instrumente.
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- Ueber
die Ausstellung selbst ging uns von einem Freunde unseres Blattes, der selbst
angesehener Fachmann auf dem Gebiet der Musikwerke-Fabrikation ist, ein
anschaulicher Bericht zu, den wir nachstehend veröffentlichen.
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- „Es
giebt wohl wenige Industriezweige in welchen der nimmer rastende
Erfindungsgeist des Fortschrittes überraschendere
Wunderdinge erzeugt haben, als wie auf dem Gebiete der Herstellung mechanischer
Musikwerke.
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- Wer hätte es für möglich gehalten, dass die schon vor
Jahrhunderten angestaunte Kunstfertigkeit einzelner weltberühmter Uhrmacher,
Spieldosen mit Walzen und Stimmenzungen zu schaffen, nach dieser ungeheuer
langen Periode schöpferischer Unthätigkeit, zu einer so grossartig entwickelten
Industrie emporzubringen wäre, wie es in den letzten 10 Jahren geschehen ist.
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- Die
Palme des erreichten Erfolges muss man bei Betrachtung der Pariser Auslagen
unstreitig der weltbekannten
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- Polyphon-Musikwerke Aktien-Gesellschaft in
Wahren bei Leipzig zusprechen, welche an der Spitze dieser jungen Industrie
steht; die letzten, geradezu staunenerregenden Neuheiten, welche wir auf der
Gallerie des Ausstellungspalastes Gruppe IH, Klasse 17 im deutschen Musiksalon
ausgestellt fanden, sprechen dafür ein beredtes Zeugniss.
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- „Wie
der frohherzige Gruss des Jünglings mit lockigem' Haar - "eine warme
Empfindung der Sympathie durchzieht unser Gemüth" - schallen uns die
rythmisch wohlgesetzten und mit wahrhaft künstlerischem Feingefühlharmonisch
reichgebildeten Klänge der
- „Polyphons" entgegen.
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- Der
Platz am linken Eingange des Musiksalons konnte für diesen Stolz deutscher
Industrie und musikalischer Kunstfertigkeit garnicht besser gewählt werden,
und unsere Aufmerksamkeit wurde gleich gefesselt durch ein monumentales
Instrument in einfachem geschmackvoll geschnitzten Nussbaumkasten, dessen
innere und äussere Einrichtung sofort ein sinnreiches System erkennen lässt,
auf dessen Erklärung wir gleich zurückkommen werden.
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- Wie
wir hören, sind diese Ausstellungsgegenstände nicht etwa für diesen Zweck
extra angefertigt worden, sondern stellen thatsächlich die kurante; preiswerte
Ware und ihre Ausführung vor so wie dieselbe katalogisiert und in grossen
Quantitäten alltäglich verkauft wird.
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- Eine
grosse Eichenuhr im Renaissancestyl mit Musikwerk im Unterbau, das nach jedem
Stundenschlage ausgelöst wird, jedoch auch beliebig abzustellen oder zu
spielen ist, bildet das Pendant dazu.
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- Auf
dem zwischen diesen beiden grossen Polyphon-Instrumenten befindlichen Tische
bemerken wir eine kleine Anzahl von Schatullenwerken, bekannt durch ihre
liebliche Musik, und über denselben hängen zwei Musikautomaten
an der Wand, von
denen der eine sich durch eine ganz neugeschützte, beliebig abstellbare
Carillon-Verbindung mit der Stimmzungenmusik auszeichnet, während der andere
in verblüffender Einfachheit die Lösung des Rätsels veranschaulicht, die
grosse Federkraft, durch welche die mechanischen Musikwerke getrieben werden
müssen, durch einen ganz kleinen Elektromotor zu ersetzen.
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- Die
beiden letztgenannten Neuheiten werden gewiss, und insbesondere in der
fachmännischen Welt, sehr grosses Aufsehen erregen.
- Am meisten aber wird das
oben erwähnte grosse Polyphon-Instrument Nr.1 Interesse und Bewunderung hervorrufen.
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- POLYPHON
Type 1 N
- Plattengröße:
62,5
cm = 24,5 Zoll
- Automatischer
Wechsler mit 12 Platten
- (HxBxT)
241 cm x 101 cm x 73 cm
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- In
dem Instrumente befindet sich ein von aussen sichtbarer Behälter mit 12 beliebigen
Musikscheiben, der sich frei vor- und rückwärts bewegt, und zwar vermittelst
eines Hebels, durch dessen Verschiebung ein kleiner Zeiger je nach Belieben auf
eine der angegebenen 12 Programmnummern gestellt werden kann.
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- Wir
machten dieses einfache Experiment und warfen das obligate 10 Centimes-Stück
ein.
- Nichts
ist amüsanter als den darauf folgenden Vorgang zu beobachten, wie sich die
betreffende gewünschte Notenscheibe lautlos aus ihrer Coulisse emporhebt und
auf die Stimmenkämme sich aufsetzt ; alsdann spielt die Note das Musikstück,
hebt sich wieder von den Kämmen ab und verschwindet in derselben Weise wieder
in ihr Fach, wie sie gekommen ist.
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- Wir
fügen noch hinzu, dass eine falsche Behandlung bei der ausserordentlich
soliden und sinnreich umsichtigen Konstruktion des Apparates ausgeschlossen
ist.
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- Eben wollten wir uns dankend abwenden, mit dem
Gedanken vollster
Befriedigung und rückhaltloser Anerkennung; da macht uns unser liebenswürdiger
Führer noch mit einem verheissenden Lächeln darauf
aufmerksam, dass die Fabrik
dieser Wunderinstrumente, einige Meter davon entfernt, in der französischen
Sektion, ebenfalls vertreten ist und zwar durch ihre Notenfabrikation, welche
sie in Paris in einer vollständig eingerichteten Filiale, dem bekannten Hause,
Manufacture des boites á musique ,.Polyphon", Charles
Sondinger, 25 &
35 Rue d'Hauteville ausüben lässt.
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- In
der That finden wir auch da unser lebhaftes Interesse gefangen genommen, und
wir sehen mit Vergnügen die präzise mechanische Arbeit der Notenstanzmaschine,
auf welcher die hübschen Musikstücke fabriziert werden, die den hochklingenden
Namen der Polyphon-Fabrik in alle Welt hinausgetragen haben.
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- Mit
wirklicher Genugthuung haben, wir diesen Ausstellungsbesuch als eine
Denkwürdigkeit notiert; wir ahnen dass die Zukunft noch manche glänzende
Erfindung aus der schöpferischen Thatkraft dieser Fabrik entspriessen sehen
wird und wir beglückwünschen dieselbe herzlich zu allen den Errungenschaften,
welche ihr bis in die weitesten Kreise Bewunderung und aufrichtige Sympathien
erworben haben.
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