- 1000
- ca. 1250
-
- Der
Romanische Stil ist nach der Antike und dem Zerfall des Römischen
Reiches die erste eigen-ständige Kunstepoche des Mittelalters.
In den vorangehenden Jahrhunderten, der sog. Vorromanik, entwickelten
sich seit Karl dem Großen Bestrebungen, die geistigen und kulturellen
Kräfte jener Zeit zu bündeln und neue Impulse für ein sinnstiftendes
Kunstschaffen zu geben.
-
- In
der Romanik fließen die Kunststile aus verschiedenen Geschichtsströmen
zusammen: besonders stark wirken die antiken griechischen und
römischen Elemente, daneben orientalische (byzantinische) Einflüsse.
Als Gegengewicht zu diesen südländischen Manifestationen gewinnen
auch typisch nordische Erscheinungen an künstlerischer Bedeutung.
-
- Bestimmend
für die Architektur ist die immer mächtiger werdende Kirche.
So bezieht sich die Romanik ganz überwiegend auf die Baukunst und
findet in vielen Sakralbauten ihren Ausdruck. Doch auch für
Malerei und Bildhauerei läßt sich der Stilbegriff definieren.
-
- Bei
den Kirchenbauten wird der Typus der Basilika weiterentwickelt:
Die Ostseite wird betont durch das Hinzufügen eines Chors, und
um die Proportionen zu wahren, errichtet man vielfach an der
Westfront einen zusätzlichen, kleineren Chor; der mehrschiffige
Kirchenlängsbau wird von einem Querschiff durchdrungen, wodurch
man im Grundriß das christliche Symbol des Kreuzes nachahmt;
die ganze Kirche flankieren hohe Türmen, um durch aufstrebende
Vertikalität einen Ausgleich zur Horizontalen zu schaffen. Und
man beginnt, im Inneren die Kirchenhalle durch ein System freitragender
Mauerkonstruktionen zu überwölben.
-
- Die
romanische Basilika ist kein einheitliches Gefüge, sondern ein
mehrgliedriger Gruppenbau. Deutlich wird dies auch an der wechselseitige
Durchdringung von Rund und Eckig, von Zylinder-formen und Kuben;
der Rundbogen gilt als beherrschendes Stilelement. Der Baukörper
vermittelt den Eindruck einer unbelebten Massigkeit, die erst
spät durch die Entwicklung von Zierformen aufgelockert wird.
-
- Die
Bildnerei vollzieht in langsamen Schritten die Entwicklung weg
vom Flachrelief in Richtung auf die freistehende Plastik. Doch
weder in der Bildhauerkunst noch in der Malerei (hier nur Wand-,
Decken- oder Glasmalerei, Tafelgemälde sind noch die Ausnahme)
verwirklicht man natürliche Körperformen. Kirchliche Strenge
fordert in der künstlerischen Darstellung die Hinwendung zu
tieferem symbolischen Gehalt, somit herrschen unnahbarer Ernst
und mimische Ausdrucksarmut.
-
-
- Gotik
- ca.
1250 - ca. 1500
-
- Ihren
Ursprung nimmt die Gotik in Frankreich, wo sie sich seit der Mitte
des 12. Jh.s zu entwickeln beginnt. Mit Ausbreitung in andere
europäische Länder entfaltet sie sich zu höchster Blüte, allein
in Italien schafft sie den epochebildenden Durchbruch nicht.
-
- Beherrschend ist in allen Bereichen die kirchliche Kunst, doch
dem Zeitgeist und politischen Strömungen entsprechend erwachen
Tenden-zen, sich unumschränkter religiöser Macht zu entziehen
und ein weltliches Kulturverständnis zu fördern. Dies drückt
sich auch in einer geänderten gesellschaftlichen Stellung der
Frau aus, die in der Kunst sichtbar wird.
-
- In
der sakralen Baukunst wird die Basilika als ein auf körperliche
Einheit gerichtetes Werk konzi-piert. Das Querschiff verschmilzt
mit dem Langhaus und dem Chor zu einer Gesamtheit, dafür wird
letzterer baulich erweitert und in seiner Bedeutung aufgewertet.
Man ist bestrebt, die wuchtige Schwere der Bauten in luftige
Grazilität umzuwandeln.
- Dies geschieht durch die Auflösung massi-ger
Mauerstrukturen, die einem Skelettbau mit Pfeilern und Strebebögen
weichen. Hochragende Fenster durchbrechen große Wandflächen
und erweitern die Innenräume um die Lichtperspektive, die den
Glauben an eine Erlösung in einem besseren Jenseits sinnlich
wahrnehmbar machen soll.
-
- Das
Charakteristische der Gotik ist das in die Höhe Strebende, die
Aufgabe der horizontalen Gliede-rung zu Gunsten der Vertikalen.
Am deutlichsten wird dies in der Errichtung von Kirchtürmen
teil-weise monumentaler Höhe. Diesem Prinzip gehorchen auch
die Spitzbögen über Fenstern und Por-talen mit dem gotischen
Maßwerk (das streng geometrische, "mit dem Zirkel gezeichnete"
Orna-ment) und die ausgereiften Gewölbekonstruktionen.
-
- In
der Bildhauerkunst dominiert die Vollplastik, die aber immer
noch architektonisch eingebunden bleibt. Neben unnatürlicher
Idealisierung wagt man aber schon, der Darstellung des Menschen
körperliche Züge von Wärme und Nähe zu verleihen. Erste Ansätze
hiervon beobachtet man auch in der Malerei, die sich langsam
emanzipiert und dem Tafelbild größere Wichtigkeit beimißt. Dank
des gotischen Baustils erlebt die Glasmalerei einen Aufschwung,
in dem sich hervorragende Meisterschaft offenbart.
-
-
- In
Italien ab 1420 im
übrigen Europa Ende 15.Jh. - ca. 1600
-
- Renaissance
als "Wiedergeburt" bedeutet, daß man überkommene Vorstellungen
des Mittelalters überwinden und etwas Neues schaffen wollte.
-
- Weit
über die Kunst hinaus hat man hierunter den Wandel des Menschenbildes
zu verstehen, das erwachende Bewußtsein eigener Identität und
Individualität. Mit dem Drang nach Geistesfreiheit wächst das
Interesse an der Forschung und die Lust am Experiment. Es kommt
zu einer intensiven Vermischung von Wissenschaft und künstlerischem
Ausdruck, ja die Kunst selbst wird in den Rang einer Wissenschaft
erhoben. Erstmals erkennt man zeitgenössische Künstler als historisch
bedeutsame Persönlichkeiten an.
-
- Italien
schritt in dieser Entwicklung dem übrigen Europa voran. In Rückbesinnung
auf Werte der Antike entsteht eine universale Bewegung, die
sich aber außerhalb Italiens nirgends so kraftvoll durchsetzen
kann. Zwar bleibt die Kirche der Hauptinitiator des Kunstschaffens,
doch in den ande-ren Ländern verliert sie an Einfluß. Gleichzeitig
treten weltliche Macht und Bürgertum als Auftraggeber und Mäzene
selbstbewußter auf.
-
- In
der Baukunst sind die Gemeinsamkeiten der italienischen R. mit
den nordischen Ländern be-grenzt. Italien fordert symmetrische
Strenge und proportionale Harmonie, die Baukörper werden in
der Horizontalen betont untergliedert. In der nördlichen Renaissance
strebt man weiterhin vertikal in die Höhe und pflegt die Asymmetrie.
Konsequent werden aber jetzt die Baugeschosse in voneinander
abgesetzten Ebenen angeordnet. Antikisierende Stilelemente
verwendet man in Nachahmung der italienischen Vorbilder.
-
- Im
Kirchenbau Italiens vollzieht sich der Wandel von der Basilika
zum Zentralbau, in dem man das Ideal harmonischer Vollkommenheit
erblickt. Erhabenheit und Macht werden in imposanten Kuppelkonstruktionen
versinnbildlicht.
- Die
Bildnerei akzentuiert in freistehenden Skulpturen die Eigenständigkeit
des Menschen. Naturalistische Gestaltung legt eine Würde in
die Bildnisse, die den Menschen zum Maß der Dinge erhebt, und
erstmals seit der Antike wagt man die Darstellung des nackten
Körpers.
-
- Größere
Entwickungschancen besitzt die Malerei, die sich jetzt an die
erste Stelle der Bildenden Künste setzt. Die technischen Ausdrucksmittel
werden erweitert, Proportionslehre und wissen-schaftliche Erforschung
der Perspektive eröffnen neue Wege künstlerischer Virtuosität.
Bis dahin unerschlossene Sujets werden besetzt und schaffen
eine inhaltliche Vielfalt, wie sie die Bildhauerei nie erreichen
konnte. Die Graphik (Zeichnung ebenso wie Druckerzeugnisse)
wird gleichrangiges Betätigungsfeld.
- Auch
das Kunstgewerbe nimmt einen Aufschwung, da mit steigendem Wohlstand
die Nachfrage nach derartigen Erzeugnissen wächst. Zudem bereitet
es den Zeitgenossen Vergnügen, auch in den scheinbar alltäglichen
Dingen Gegenstände von künstlerischem Wert zu besitzen.
-
-
- Manierismus
- ca.
1530 - 1600
-
- In
der Übergangsphase von der Spätrenaissance zum Barock wird eine
eigene Stilrichtung definiert, die strenggenommen nur für die
Malerei gilt.
-
- In
weiten Teilen Europas herrschen religiöse Wirren, und die neugewonnene
geistige Freiheit hat zu Erkenntnissen geführt, die das bisherige
Weltbild erschüttern. Diese Verunsicherung erfaßt auch die Künste,
doch nur die Malerei ist davon so stark berührt und besitzt
die Ausdrucksvielfalt, hiervon bleibendes Zeugnis abzulegen.
-
- Nicht
die realitätsnahe Abbildung ist das Thema, sondern die individuelle
künstlerische Interpretation. Die Bildkomposition als Ausdruck
seelischer Verfassung führt zu einer Expressivität, der et-was
Dramatisches innewohnt.
-
- Disproportioniert
wirken die Personen mit ihren kleinen Köpfen, sehr schlanken
Körpern und in der Länge überstreckten Extremitäten. Die Perspektive
wird entstellt, woraus sich unklar dimensionierte Räume mit
Verzerrungen bilden. Angst und Unruhe auch bei der Farbgebung,
die zwischen Hell und Dunkel krasse Übergänge mit strahlenden
Lichtern neben unheilvoller Finsternis inszeniert.
-
-
- 1600
- ca. 1750, mit Einschränkung bis 1780
-
- Nach
den Entfaltungsmöglichkeiten der Renaissance wurde der Drang
nach geistiger Freiheit wieder eingeschränkt.
- Der
Dreißigjährige Krieg bringt Europa ein neues Mächtegleichgewicht,
und er zerstört und entvöl-kert Deutschland, das erst nach Jahrzehnten
kulturellen Anschluß an die anderen Nationen finden kann.
- Der
Absolutismus festigt die monarchische Macht, die ihren Untertanen
bedingungslosen Gehorsam abverlangt, und die nach der Gegenreformation
wiedergenesene Katholische Kirche sucht unverbrauchte künstlerische
Ausdrucksformen.
-
- In
Italien liegt die Keimzelle der neuen Epoche. Von hier aus ergreift
das B. die überwiegend katholischen Länder, wo es gelingt,
die Verherrlichung religiöser Heilsbotschaften in spirituelle
Erfahrungen umzusetzen. Auf weltlicher Seite ist die Zurschaustellung
unumschränkter Herrschaft oberste Pflicht der zeitgenössischen
Künstler.
-
- Das
Charakteristische seiner Zeit sind die übersteigerten Dimensionen.
Schwellende Bewegungen und üppige Formen als Ausdruck von Kraft,
Leidenschaft und Feierlichkeit. Überladener Schmuck zeugt von
Phantasie und Prunksucht. Architektur, Plastik und Malerei fließen
ineinander über, das Bauwerk soll als Gesamtkunstwerk begriffen
werden, ein Eindruck, den man durch raffinierte Lichteffekte
noch zu steigern weiß.
-
- In
der Kirchenbaukunst verschmilzt man den Langbau der Basilika
mit dem Zentralbau, die strenge Geradlinigkeit wird durch Kreise
und Ellipsen in dynamische Schwünge übergeleitet.
- Pathetischer
Inhalte bedient sich auch die Malerei, die das Bild zu einer
Szene macht, in der sich wirkliches Leben mit phantastischem
Überirdischen vereint. Der Farben- und Formenreichtum wird mittels
ausgefeilter Lichkomposition in einen höheren, geistigen Zusammenhang
gestellt.
-
-
-
- Louis-Quatorze
(Ludwig XIV)
- 1643 - 1715
-
- Die
unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV (1643 - 1715) herrschende Ausprägung
des Barock wird nach dem Monarchen benannt.
- In seinem Auftrag
und nach seinen Wünschen entstehen die wertvollsten Werke,
wodurch Frankreich in Architektur und Kunstgewerbe die Spitzenstellung
im Bereich des profanen Barock einnimmt.
-
-
-
- Kunsthistorisch
ist es strittig, ob das Rokoko eine eigene Stilepoche begründet
oder nur als Abwandlung des Barock in seiner Spätphase zu sehen
ist. Seinen Namen hat es von dem prägenden Stilelement der Rocaille,
einem geschweiften Muschelornament.
-
- Künstlerisch
entwickelte es sich aus dem Barock, es manifestiert sich aber
zuerst im Kunstgewerbe, wo schwülstiges Pathos in leichte, grazile
Bewegungen abgewandelt wird. Alles Geradlinige löst sich in
geschwungenen Formen auf, die als konstruktive Elemente eingebunden
oder als verschwenderisches Zierwerk aufgesetzt werden. Es
besteht eine Neigung zur Asymmetrie.
- Das
Spielerische in der Dekoration findet nur zögernd eine Entsprechung
in der Baukunst, wo mo-numentale Ausmaße beibehalten werden;
in Ansätzen versucht man eine lichtere Gliederung des Baukörpers
zu erzielen.
-
- Die
Malerei wendet sich von den ernsten Themen ab und findet neue
Inhalte in beschwingter Le-bensfreude. Freimütig überschreitet
man dabei die Grenzen zur Frivolität.
- Die
Leichtigkeit des Empfindens wird durch zunehmende Aufhellung
der Farben bis zu unnatürli-chen Nuancen hervorgehoben.
- In
Frankreich bezeichnet man die dem Rokoko entsprechende Stilrichtung
nach dem damaligen Herrscher, König Ludwig XV. (1723 - 1774)
als Louis-Quinze.
-
-
- Klassizismus
- ca.
1780 - 1850
-
- Mit
dem Ausklingen des Barock fand die letzte europäische Kulturepoche
ihr Ende. Fast ein Jahr-tausend gemeinsamen Kunstschaffens hatte
der Kontinent hinter sich. Seit der Romanik war jede Epoche
entwicklungsgeschichtlich aus der vorangehenden geboren worden.
-
- Trotz bedeutender regionaler Unterschiede und uneinheitlicher
Abläufe lassen sich bestimmende übernationale Gemeinsamkeiten
feststellen. Jede Zeit besaß ihre ureigenen schöpferischen Kräfte
und war dennoch dem Anderen, Neuen gegenüber aufgeschlossen.
So wurde uns ein gesamteuropäisches Kulturerbe hinterlassen.
-
- Der
Beginn des Klassizismus markiert den Anfang einer neuen Zeit. Die schöpferischen
Impulse kommen nie mehr so machtvoll in Bewegung, daß daraus
eine Jahrhunderte überdauernde, verbindende Kultur hätte entstehen
können. Aufrüttelnde Gedanken setzen Umwälzungen in Gang, die
den Lauf der Geschichte beschleunigen, industrielle Revolution
und technischer Fortschritt machen den Lebensrhythmus des Einzelnen
schneller und Werte vergänglicher.
-
- Die
allgemeine Sinnsuche ergreift auch die Kunst und bewirkt orientierungslose
Kurzlebigkeit. Deutlich wird dies an den rasch aufeinanderfolgenden
Kunststilen, die höchstens wenige Jahrzehnte überdauern und
der Aufsplitterung Europas in nationalistische Blöcke keine
Integrationskraft entgegensetzen können.
-
- Der
Klassizismus versteht sich als bewußte Gegenbewegung zu dem Bombast des
Barocks. Man entdeckt die Schönheit und Großartigkeit antiker
Vorbilder, die Beschäftigung mit klassischer Geschichte und
ihren Idealen durchdringt alle Bereiche des Geisteslebens. Unter
diesen Voraussetzungen wollte man einen neuen, edlen Stil kreieren.
- Die
Linien werden gerade und klar, Flächen aus geometrischen Formen
gezeichnet, weiche Run-dungen als unbrauchbar verworfen. Das
Ornament verliert seine Plastizität, es herrscht die sparsame
Verwendung antikisierender Motive vor.
-
- Die
weltliche Baukunst schafft schlichte Bauwerke in enger Anlehnung
an ihre Vorbilder. Die Bildhauerei bevorzugt wegen seiner Kühle
weißen Marmor als Material. Lineare Klarheit im Bildaufbau
und dunkle Farbtöne dominieren, zumindest eine Zeit lang, die
Malerei.
-
- Leider
ist Klassizismus nur ein Sammelbegriff für eine Epoche, die selbst wieder
in verschiedene Stilrichtungen zerfällt. Entsprechend schwer
ist es, die einzelnen Episoden kunstgeschichtlich zu ordnen
und Gesetzmäßigkeiten aufzuzeigen. Die gängigen Definitionen
beziehen sich hauptsächlich auf das Kunstgewerbe und die Innenarchitektur,
für die klassischen Bildenden Künste besitzen sie weniger Bedeutung.
-
-
- Louis-Seize
- Ludwig
XVI ca. 1760 - 1790
-
- Die
unter der Regentschaft Königs Ludwigs XVI. (1774 - 1792) herrschende
Übergangsphase nach dem Rokoko gilt als das goldene Zeitalter
der französischen Möbelkunst. Die Linienführung wird wieder
ruhig, die Farben unaufdringlicher als zuvor, und dennoch werden
in dieser Zeit die wertvollsten und teuersten Möbel hergestellt.
-
-
-
- Empire
/ Style Empire
- ca.
1796 - 1825
-
- Im
ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts drückt Napoleon dem
europäischen Kontinent seinen Stempel auf. Auch sein persönlicher
Kunstgeschmack begründet eine eigene Epoche, die in allen Ländern
Anklang findet.
- Strenge
Linienführung trennt die Flächen voneinander, doch wirken die
Möbel durch das über-gangslose Nebeneinander architektonischer
Formen unnatürlich konstruiert. Das Mobiliar neigt zu monumentaler
Größe und betont die Macht seines Besitzers. Der Dekor zeigt
neben griechisch-römischen bevorzugt ägyptische Elemente, deren
Wucht durch massive Gold- und Bronzebeschläge gesteigert wird.
-
- Wie bei allen
Stilbegriffen, die nach der Regierungszeit eines Herrschers benannt sind, gibt
es auch beim "Style Empire" einen
nicht zu übersehenden Unterschied zwischen den Eckdaten der historischen Epoche
und der davon ganz verschiedenen Dauer eines zusammenhängenden Stils mit seiner
Frühphase, Hauptphase und späten Entwicklung.
-
- Von den Zeitgenossen
Goût Antique genannt, begann dieser Stil nach dem Ende des wirtschaftlichen
Chaos der Französischen Revolution 1796 und wird gegen 1825 durch einen deutlich unterscheidbaren
Spätstil abgelöst.
-
-
-
-
- Das
napoleonische Joch war abgeworfen, doch die Freiheitssehnsucht
des Volkes bleibt unerfüllt. Entmutigt zieht man sich in selbstgenügsame
Bürgerlichkeit zurück und verhält sich - vorerst - friedlich.
Der allgemeinen Beschaulichkeit wegen nennt man diese Epoche
ironisch die Biedermei-erzeit, ein Stilbegriff, der sich auch
für das Kunstgewerbe etabliert hat.
-
- Biedermeiermöbel
erscheinen leicht, aber solide gearbeitet. Gerundete Formen
passen sich bequem dem Körper an und stellen den Menschen und
nicht sein Geltungsbedürfnis in das Zentrum. Beim Holz überwiegen
helle Farben, man läßt die natürliche Maserung oder sparsame
Intarsierung als Dekor gelten. Der stilisierte Schwanenhals
und das Füllhorn bilden zierlich auslaufende Formen, die Lyra
sowie das Blumenornament werden zu beherrschenden Stilelementen.
-
-
- Historismus
- auch als
Gründerzeit oder Eklektizismus bezeichnet
- ca.1850
- 1890
-
- Der
Stilmischmasch der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigte
alles, nur keine eigenständige schöpferische Kraft.
- Die
Welt dreht sich noch schneller als in den Jahrzehnten zuvor:
Die Industrialisierung bietet die Möglichkeit zur Massenproduktion,
auch im Kunstgewerbe, und beschert den Mittelschichten zunehmenden
Wohlstand. Globale Wanderungsbewegungen setzen ein und intensivieren
den Austausch mit fremden Kulturen; gleichzeitig spürt man
ein Erstarken patriotischer Tendenzen. In dem Maße, wie revolutionierende
Erkenntnisse das Wissen verändern, sucht man Zuflucht bei den
Vorbildern der Antike.
-
- In
diesen Jahren wurde, wie Kritiker später anprangerten, ohne
tieferes Verständnis mit den Stilen der Vergangenheit experimentiert.
Sämtliche Kunstepochen der europäischen Geschichte feiern ihre
Wiederauferstehung. Hinzu gesellen sich Einflüsse aus exotischen
Kulturkreisen, die kritiklos über-nommen und mit dem Bestehenden
vermischt werden.
-
- Am
dauerhaftesten kann sich diese stilistische Vermengung in der
Architektur behaupten, wo man barockes Pathos als Ausdruck nationalistischen
Hochgefühls ganz besonders liebte. Es entstehen weltliche und
kirchliche Monumentalbauten, die bis heute das Bild unserer
Städte prägen.
-
- Die
Malerei bringt Kolossalgemälde hervor und vollzieht die Rückwendung
zu dunklen, bedrückenden Farbtönen.
- Am
vehementesten verurteilen Kritiker das Kunstgewerbe jener Zeit.
Hier wurden Werke alter Meister einfach imitiert, oder man konstruierte
massige Formen, die mit Zierelementen überladen ihre Umgebung
erschlugen.
-
-
- Jugendstil
- franz.
Art Nouveau, engl. Modern Style
- 1895
- 1915
-
- Namhafte
Künstler suchen sich Ende des 19. Jahrhunderts von den Zwängen
eines erstarrten Zeitgeistes zu befreien und wollen dem uninspirierten
Historismus eine ambitionierte Kunst entgegen-setzen. Aus Protest
entwickelt sich eine Kunstbewegung, die modern und ehrlich sein
wollte, sich aber dennoch in dekorativen Spielereien verliert.
-
- Länderübergreifend
entsteht vor dem Ersten Weltkrieg dieser Stil, der Kunstgewerbe
und Innenarchitektur bestimmt, in der Malerei und Baukunst
aber nur schmückendes Beiwerk bleibt.
- Das
Design hat mutig und anmutig zu sein bei gleichzeitiger Funktionalität.
Großflächige vegetabile Ornamente enden in langstieligen Ranken,
die bei Möbeln übergangslos in die konstruktiven Teile mit
einfließen. Schattenwerfende Plastizität oder der Eindruck von
Raumillusion soll vermieden werden.
-
- Die
deutsche Spielart des J.s beschränkt sich auf schwungvollen
Dekor, während im frankophonen Raum seine Prinzipien wesentlich
stärker strukturbildend wirken.
-
- Obwohl
es in der Malerei einen eigenständigen Jugendstil nicht gibt, lassen
sich Berührungspunkte wahr-nehmen: die Perspektive tritt zurück,
und man erzielt den künstlerischen Ausdruck durch Konzentration
auf flächige Farbwirkung und stilisierte Linienführung.
-
- In
der Architektur löst man sich von der steinernen Schwere und
ist bemüht, die Bauten durch Glas und filigrane Stahlkonstruktionen
aufzulockern. In der Dekoration und in heiterer Asymmetrie kommen
auch hier Anklänge des Jugendstils zum Vorschein.
- Der
Jugendstil hatte sich nach kurzer Zeit selbst überlebt. Abgesehen von
der Wertschätzung, die seine Erzeugnisse heute genießen, bleibt
ihm das Verdienst, der entscheidende Wegbereiter der modernen
Sachlichkeit gewesen zu sein.
-
-
- Art
Déco
- 1920
- 1940
-
- Stilbezeichnung für eine französische und
internationale Richtung in Design,
- Kunstgewerbe, Architektur und bildender
Kunst der Jahre 1920-1940.
-
- Es war im Jahre 1966, als man im Rahmen einer Retrospektive der 20er Jahre auch auf die Weltausstellung für Industrie- und Kunstdesign in Paris Bezug nahm, welche im Jahr
1925 Millionen von Besuchern anzog.
- Ab diesem Zeitpunkt
- nämlich 1966 - bezeichnete man das Design jener Zeit etwa von 1915 bis 1935 als Art Deco.
- „Art Deco“ ist hierbei abgeleitet eben vom Titel jener Ausstellung in Paris, welcher auf französisch lautet: „Exposition Internationale des Arts Decoratifs et Industriels Modernes.“
-
- Woran erkennt man diesen Stil?
Charakteristische Merkmale sind klare geometrische Formen und scharfe Brüche. Die typischen Ornamente des Art déco setzen sich aus Bögen, Stufen, Winkeln und gezackten Linien zusammen.
- „Die Ästhetik des Art déco basiert auf der ungewöhnlichen Kombination unterschiedlicher Texturen, Farben und Materialen. Elegante Linien und ein oft geometrisches Dekor sind typisch.
- Klare Farben dominieren, aufwendige Formen treten zurück vor der Wirkung von Oberfläche und Struktur. Man wandte anspruchsvolle Lackiertechniken
an und verarbeitet edle und oft teure Materialien wie etwa Elfenbein und Perlen aus Afrika neben neuen Materialien wie Bakelit.
-
- Die
Art déco steht in direkter Nachfolge des Jugendstils, von dem sie zahlreiche
Stilmerkmale aufnahm.
-
- Der
Stil bewegt sich zwischen den floralen, rankenden Formen des Jugendstils und
- den strengen, geometrischen Elementen des Internationalen Funktionalismus, wie
beispielsweise der Design- und Architekturschule
Bauhaus.
-
- Ihren
größten Einfluss entfaltete die Art déco in der Gestaltung von Mobiliar,
Einrichtungsgegenständen, Stoffen und nicht zuletzt im Bereich der
Innenarchitektur, die von edlen, spiegelnden Materialien und einem bevorzugten
Einsatz geometrischer Hell-Dunkel-Kontraste geleitet wird.
-
- Typisch
waren klare, glatte, elegante Formen und leuchtende kontrastierende Farben.
Anders
als im Jugendstil mit seiner Asymmetrie und den Blumenelementen war nun wieder
eine
strenge Symmetrie gefragt.
-
- Abgestufte
Formen waren sehr beliebt und standen im Kontrast zu den Kurven des Jugendstils.
In den dreißiger Jahren wurden auch stromlinienartige Formen modern. Nicht nur bei
Gebäuden, sondern auch bei Autos wurde es eingesetzt.
-